07. Mai 2023 Thema: Bildung und Soziales, Wahltagebuch Von Martina Thalmayr
Aleksandra Klitina ist Künstlerin und Politik-Journalistin der Kiew Post in der Ukraine. Sie ist zu Besuch in Bad Aibling und zeigt ihre Werke in einer Ausstellung beim Kunstverein Bad Aibling, die ich organisiert habe. Wir konnten Aleksandra bei mehreren Veranstaltungen kennenlernen – und ich bin tief beeindruckt.
Ihre Geschichte ist gelebter Feminismus – gegen alle Widerstände und mit allen Konsequenzen.
Wenn man Aleksandra das erste Mal sieht denkt man unweigerlich an ein Hochglanz Magazin. Ihre Model-Eigenschaften kann Aleksandra nicht verstecken. Auf ihre Optik will sie sich aber vehement nicht reduzieren lassen. Sie studierte Economics in den Niederlanden und sammelt dann Berufserfahrung im Investment Banking. Danach und bis 2019 arbeitet sie in der Regierung in Kiew, auch bereits unter Selensky. Den russennahen Mitgliedern war sie mit ihrer offenen Kritik ein Dorn im Auge. Mit einer Schmutzkampagne und offenem Sexismus wurde ihre Karriere jäh beendet. Man dichtete ihr öffentlich Affären an, schimpfte sie einen Hure und unterstellte ihr sexuelle Dienste auf dem Weg der Karriereleiter – und das alles öffentlich. Von ihrer Kündigung erfuhr sie aus den Sozialen Meiden – und mit diesen antwortete sie auch. Mit sarkastischen Videos, übte sie weiterhin offen Kritik und setzte sich für Feminismus ein. Auch das war vielen Macht Inhabern ein Dorn im Auge. Das ganze wurde dann ziemlich dramatisch und gefährlich, so dass sie sich aus ihrer medialen Präsenz zurückzog und den Weg in die Kunst fand. Und auch das mit Erfolg. Aleksandra Klitina Art – Exhibition
Einige Jahre konnte sie beruflich keinen Fuß mehr (in ein festes Beschäftigungsverhältnis) fassen. Seit nunmehr einem Jahr arbeitet sie als Politik Journalistin bei der Kyiv Post, und heute bereits als leitende Korrespondentin.
Sie berichtet von der Front, über die Menschen und Geschichten – immer sachlich immer professionell. Ihre Emotionen packt sie in ihre Kunst – Kunst ist ihr Ventil geworden.
Sei du selbst – stehe zu dem was du denkt und für richtig erachtest – und halte durch!
Und Aleksandra hält durch.
Im Dokumentarfilm ‚Oh sisters‘ werden viele Geschichten von Frauen in der Ukraine gezeigt, die durchhalten, die „ihre Frau“ stehen auf eine bewundernswerte Art in einer unmenschlichen Realität – im Krieg. Auch im Rahmen dieses Filmes haben wir mit Aleksandra Klitina gesprochen und sie hat so viele Geschichten aus dem Leben in Kiew zu erzählen – mehr als man erträgt.
Aus dem benannten Film gibt es ein Zitat das es ihr besonders angetan hat. „It is time for men to step aside, men have messed up this planet forever. Step aside and let the women clean up the mess.“ (Jody Willima, USA (Nobel peace prize Laureate, 1997)
Wir haben vielleicht einiges erreicht in Sachen Feminismus – aber wir sind noch nicht da. Es noch immer keine gelebte Selbstverständlichkeit, dass Männer und Frauen gleich sind. Nicht bei uns in Deutschland, und schon gar nicht in vielen anderen Teilen dieser Welt.
Wir werden durchhalten – wir werden dranbleiben.