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Wahlen in Bayern04. Oktober 2022 Thema: Blog, Wahltagebuch Von Martina Thalmayr
Noch vor Kurzem lehnte der Kreistag die Forderung unserer Kreistagsfraktion, im Landkreis bis 2030 auf komplette Versorgung durch regenerative Energien zu setzten, ab.
Markus Söder zeichnet ein Bild, das so einfach nicht richtig ist und die Leute in falscher Sicherheit wiegt. So heißt es: „Wir liegen nach allen neuen Statistiken auf Platz 2 bei erneuerbaren Energien in Deutschland, wir liegen auf Platz 1 bei der installierten Leistung der erneuerbaren Energien und wir liegen nach jüngsten Aussagen der Bundesnetzagentur fürs erste Halbjahr klar auf Platz 1 beim Zubau der erneuerbaren Energien.“ Das behauptete CSU-Chef Markus Söder, als er Anfang August gemeinsam mit CDU-Chef Friedrich Merz das Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut besuchte.
Diese Behauptungen sind nur auf den ersten Blick zutreffend.
Die installierte Leistung von erneuerbaren Energien muss natürlich in Verhältnis zur Größe des Landes gesetzt werden, denn dass Bayern mehr erneuerbare Energien installiert hat als z.B. das Saarland, ist kein Wunder. Es ist ja das größte Flächenland in Deutschland.
Wenn man die Leistung auf die Fläche umrechnet, liegt Bayern auf Platz 8 von 13 Flächenstaaten.
Spricht man von der installierten Leistung muss man schon deutlich zwischen potentieller Leistung, und dem wirklichen Beitrag zur Stromversorgung unterscheiden. Es ist so, dass in Bayern vor allem in Solarenergie investiert wurde und – wie jeder weiß – weniger in Windkraft. Söder spricht hier aber von der installierten möglichen Leistung, nicht von der wirklichen Leistung. Leider ist es so, dass die Windenergie ungefähr doppelt so viel von ihrer potentiellen Leistung realisiert, wie die Solarenergie, deren Ertrag ja im Winter deutlich einbricht. Nur mit der potentiellen Leistung kann man aber den Strombedarf der Bevölkerung nicht decken. Deshalb hat Bayern ja auch Angst vor dem nächsten Winter.
Der angebliche Platz 1 beim Zubau Erneuerbarer Energien ist nicht nachvollziehbar. Wenn man den Zubau Bayerns im Verhältnis zur Fläche setzt, belegt Bayern nur Platz 6 mit 21 Kilowatt pro Quadratkilometer, im Gegensatz z.B. zum Saarland mit 33 Kilowatt.
Viertens kann sich der Ministerpräsident Söder den ( erfolgreichen) Ausbau der Solarenergie nicht als eigenen politischen Erfolg anrechnen lassen. Es gibt keine bayerische Förderung von Fotovoltaik, sondern nur das bundesweite EEG- Gesetz. Wenn also Bürger*innen in Bayern in die Fotovoltaik investieren, dann machen sie das, um ihre eigene Energiewende voranzutreiben. Das zeigt eher wieder, dass die Menschen in Bayern weiter sind als ihre momentane politische Führung.
Auch die Behauptung der Staatsregierung, der Anteil der erneuerbaren Energien liege über 50% und sei noch gestiegen, ist irreführend. Denn der Grund für diese positive Entwicklung liegt vor allem im Abschalten der Atomkraftwerke:
Der Anteil der erneuerbaren Energien berechnet sich aus den Erneuerbare Energien geteilt durch die gesamte Stromerzeugung. Während der Zähler – also die erneuerbaren Energien – nur leicht zunimmt, wird der Nenner – also die gesamte Stromerzeugung – durch die Abschaltung der Kernkraftwerke viel kleiner. Der Quotient – hier gleichbedeutend mit dem Anteil erneuerbarer Energien – wird größer.
Kurz und gut: Ministerpräsident Söder erweckt den falschen Eindruck, Bayern sei bei den Erneuerbaren Energien führend, dabei liegt es nur im Mittelfeld und ist mit dem geringen Anteil an Windkraft besonders anfällig für mögliche Stromlücken.
Quellen: #Faktenfuchs: Ist Bayern wirklich führend bei den Erneuerbaren?