Liste 2 / Platz 11 - Danke für Deine Stimme
Wahlen in Bayern13. Juli 2023 Thema: Landwirtschaft Von Martina Thalmayr
Gemeinsam mit Gisela Sengl und Valentin Weigel haben wir einen Bio-Bauernhof besucht und mit Bäuerinnen und Bauern über die Herausforderungen und Sorgen gesprochen. „Landwirtschaftliche Produkte sind die Basis von allem, was wir essen. Das ist den Leuten gar nicht mehr so richtig bewusst“, so Irmi Bartl, Bäuerin auf dem gleichnamigen Hof. Die Landwirte sorgen dafür, dass wir genug zu essen auf dem Teller haben. Aber der Druck auf die Landwirte, mit ihrem Schaffen auch ökonomisch überleben zu können, wächst. Bäuerinnen und Bauern können mit ihrer Wirtschaftsweise viel Gutes für uns tun und auch für das Klima.
Gerade kleine Höfe sind in Bayern noch zahlreich vorhanden. Aber sie leben mehr oder weniger von der staatlichen Förderung. Man muss es als Systemfehler bezeichnen, dass man mit landwirtschaftlichen Produkten nicht genügend Ertrag erwirtschaften kann, um vom Erlös zu leben. Es ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft. Ohne die Förderungen ist ein ökonomisch sinnvoller Betrieb heute nicht möglich. Das wird sich leider auch nicht in kürzerer Zeit ändern, denn höhere Preise für Lebensmittel werden nur schwer akzeptiert. Darum ist es besonders wichtig, die Förderung auch an die Wirtschaftsweise des Hofes anzupassen. Es sollten nur so viele Tiere gehalten werden, dass der Boden das Nitrat aus dem Mist aufnehmen kann. Dadurch können Schadstoffe, die ins Wasser gelangen, vermieden werden. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen der Anzahl der Tiere und dem Weideland zu finden. Wenn dieses Gleichgewicht besteht, profitieren wir von gesunden Böden und einer gesteigerten Artenvielfalt.
Es kommt also immer auf die Balance an, und niemand versteht den Zusammenhang zwischen Boden, Pflanzen und Tieren so gut wie unsere Landwirte. Eine nachhaltige Betriebsweise auf den Höfen muss stärker gefördert werden.
Zahlreiche Auflagen und Kontrollen erschweren den Landwirten den Alltag. Sie kümmern sich um Tiere und Felder, sind von morgens bis abends auf ihrem Hof unterwegs und müssen sich nebenbei mit geforderten Zertifizierungen, Buchhaltung, Dokumentationen und Vermarktung herumschlagen. Schlechte Ernten oder auch komplette Ernteausfälle bringen das Jahreseinkommen des Hofes schnell einmal aus dem Gleichgewicht. Und auch die Marktpreise liegen nicht im Einflussbereich der Landwirte. Gerade die Milchpreise und deren Schwankungen kennen wir alle aus der Presse. Mit langfristigen Abnahme- und Preisgarantien könnten sich Landwirte mehr auf ihre eigentlich Arbeit konzentrieren. Auch der Kunde muss dies mittragen und regionalen Produkten mehr Wertschätzung entgegenbringen.
Seinen Hof kann man nicht einfach mal für 14 Tage Urlaub stilllegen. Wenn überhaupt Urlaub möglich ist, dann muss für Vertretung gesorgt sein. Nicht selten springen dann auch die Kinder ein. Früher war es üblich dass der älteste Sohn den Hof übernimmt. Diese Zeiten sind schon lang vorbei. Laut Irmi Bartl gibt es viele Höfe bei denen die Nachfolge noch völlig offen ist. Die Folge wäre, dass wenige Höfe mehr Flächen bewirtschaften und die Landwirtschaft auch bei uns weiter industrialisiert wird. In großen Agrarbetrieben ist der persönliche Bezug vom Landwirt oder der Landwirtin zu ihrem Boden oft nicht mehr vorhanden. Die Wirtschaftsweise wird stärker ökonomischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Massentierhaltung und Monokulturen sind die Folge, denn so ist natürlich ökonomisch effektiver zu wirtschaften. Der Leidtragende ist aber das Klima.
Darum ist der Erhalt unserer kleinbäuerlichen Struktur auch so wichtig.
Ökologische – oder nachhaltige Landwirtschaft sorgt für einen guten Humusgehalt auf den Feldern.
Das ist gut für die Speicherfähigkeit der Böden und natürlich gut für die Feldfrüchte. Ökologische Betriebe setzen nur mineralischen Dünger ein. Eine energieintensive Düngemittelherstellung ist nicht notwendig. Die Wasserqualität wird durch ökologische Landwirtschaft geschützt. Denn mit einer flächenbezogene Tierhaltung und angepasster organische Düngung werden keine Schadstoffe ins Grundwasser eingetragen. Die Artenvielfalt wird in der ökologischen Landwirtschaft durch den angepassten Tierbesatz gefördert. Denn die Tiere brechen die Grasnarbe immer wieder auf und verteilen Samen auf der Weide. Und in einem Kuhfladen sind es schnell mal 300 unterschiedliche Arten die hier entstehen.
Die Bäuerinnen und Bauern sind Klimahelden – und als solche müssen wir sie sehen. Damit sie ihren Job gut machen können braucht es einen Abbau der Bürokratie, eine Förderung, die ökologische Aspekte berücksichtigt und eine starken Absatzmarkt.
Mit einer Transformationsförderung zur Landerneuerung unterstützen wir Landwirt*innen und Gärtner*innen, die klimaangepasste Landwirtschaft betreiben wollen. So schaffen wir eine Förderlandschaft mit der sich Bio auch für die Landwirtschaft lohnt.
Respekt gegenüber den Landwirt*innen hat jeder, der weiß, was hier geleistet wird. Darum wollen wir in Kindergärten, Kitas und Schulen ein Garten- und Küchenprogramm installieren.
So lernen unsere Kinder von Anfang Wertschätzung von Lebensmitteln und Esskultur.
Wir starten eine Ausbildungsoffensive für Berufe im Lebensmittelhandwerk und für Koch/Köchinnen.
Jeder einzelne entscheidet was er kauft und was er isst. Wir können aber den Absatzmarkt für Bio Produkte deutlich stärken, wenn wir in öffentlichen Kantinen, Schulen, Kitas und Mensen 50% Bio Lebensmittel einsetzen.