26. Dezember 2019 Thema: Landwirtschaft Von Martina Thalmayr
Spätestens seit dem erfolgreichen Bürgerbegehren ‘Rettet die Bienen’ ist die Bedeutung der Artenvielfalt allgegenwärtig. Als Imkerin erlebe ich die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Artensterben sozusagen hautnah. Eine blühende Landschaft, in der es summt und brummt, ist nicht nur Balsam für Auge und Seele, sondern existenziell wichtig für uns Menschen. Das gilt für das Umland genauso wie für die Stadt selber. Wir können auch in den Städten einiges für den Erhalt der Artenvielfalt tun!
Können Sie sich auch noch erinnern? Als Fahranfängerin musste ich regelmäßig meine Windschutzscheibe reinigen, da die Sicht durch die vielen Insekten richtig eingeschränkt war. Heute kennt man das gar nicht mehr. Auch im Garten ist es leiser geworden. Kaum noch Vögel, die zwitschern, selten mal ein Schmetterling, ganz zu schweigen von den wunderschön schillernden Libellen. „Die Belege sind unbestreitbar: Die Zerstörung der Artenvielfalt und der Ökosysteme hat ein Niveau erreicht, das unser Wohlergehen mindestens genauso bedroht wie der durch den Menschen verursachte Klimawandel“, sagte Robert Watson, Präsident des Weltbiodiversitätsrats der UNO (IPBES). Wir müssen die Artenvielfalt unbedingt erhalten, und dafür braucht es natürlich Lebensräume für Insekten und Vögel – auch in der Stadt. Ich finde, wir können auch bei uns in Bad Aibling viel dafür tun!
In Japan übernehmen Menschen bereits die Bestäubung der Blüten – weil es nicht mehr genügend Bienen und Insekten gibt. Auch bei uns wandern schon Imker mit ihren Bienenstöcken zu landwirtschaftlichen Flächen, damit es mit der Bestäubung klappt. Für mich ist es kein akzeptables Zukunftsszenario, dass Menschen die Arbeit der Insekten übernehmen. Auch sollen unsere Enkelkinder die heimischen Blüten wie z.B. Schlüsselblumen nicht nur aus dem Biologiebuch kennen! Ein blühendes Bad Aibling, das den vielen verschiedenen Insekten und Kleinstlebewesen Platz bietet, ist unser Beitrag zum Erhalt unseres Ökosytems. Das ist Teil eines echten gelebten Umwelt- und Klimaschutzes.
Ich habe mit meinem Antrag auf naturnahes Grün in Bad Aibling einen ersten Anstoß geben können. Nun muss auch konsequent das umgesetzt werden, was ich gefordert habe: Auf allen öffentlichen Flächen sollen naturnahe Grünräume entstehen. Auch die landwirtschaftlichen Flächen, die verpachtet sind, sollen unter ökologischen Aspekten bewirtschaftet werden. Darüber hinaus können wir weitere Lebensräume für Insekten schaffen, indem wir Dächer und Fassaden begrünen. Ein Forderung, die wir (ganz aktuell) nun auch in unserem Hinweispapier für Bebauungspläne einbringen konnten. Ich finde, wir müssen als Stadt mit gutem Vorbild vorangehen, dann werden auch die BürgerInnen mehr für den Erhalt der Artenvielfalt tun.
Die Natur ist unfassbar komplex. Klima, Ökosysteme und Artenvielfalt – das geht alles Hand in Hand. Wir haben die Möglichkeit, gerade im Bereich der Artenvielfalt wunderschöne sichtbare Effekte zu erreichen. Wie oft bin ich auf meine Blumenwiese daheim angesprochen worden, weil sich einfach jeder über die bunte Vielfalt der Natur freut. Ich möchte blühendes naturnahes Grün in die Stadt bringen – zur Freude der Menschen, der Natur und der Insekten.