11. Juni 2023 Thema: Landwirtschaft Von Martina Thalmayr
„Bio Lebensmittel sind ja gut und schön aber viel zu teuer.“ Das hören die Menschen im klassischen Bioladen nur allzu oft. Ist das wirklich so?
„Ökologische Landwirtschaft ist ja schön und gut – aber ernähren können wir die Menschheit so nicht.“ Und auch hier stellt sich die Frage ob da was dran ist. Klar ist: Ökologische Landwirtschaft ist besser für Klima und Umwelt und Bio ist besser für uns.
Ökologische Felder haben in der Regel ca. 30% weniger Ertrag als konventionell bewirtschaftete. Dabei ist für Bio-Bauern der Arbeitsaufwand höher und das Ausfallrisiko ebenfalls etwas höher als bei den Kolleg*innen. Das erhöht natürlich die Preise entsprechend. Damit zuverlässig nachgewiesen werden kann, dass es sich um ökologisch erzeugte Produkte handelt, müssen auch noch entsprechende Biozertifizierungen durchgeführt werden, die wiederum Geld kosten.
So wird das gute Produkt nochmal teurer und der Aufwand weiter erhöht.
In der konventionellen Landwirtschaft wird mit Mineraldünger und Pestiziden für einen optimalen Ertrag gesorgt. Mit negativen Folgen auf Artenvielfalt, Wasserqualität und CO2 Speicherung in den Böden. Diese negativen Auswirkungen werden aber in keiner Form im Produkt eingepreist. Die Preise für konventionelle Produkte – vor allem aus industrialisierter Landwirtschaft sind keine ‚echten‘ Preise.
Im Moment beobachten wir am Markt eine spannende Preisentwicklung. In der Energiekriese steigen die Kosten für konventionelle Lebensmittel deutliche stärker an, als die vergleichbaren Bio Produkte.
Das kommt vor allem durch die stark gestiegenen Kosten für energieintensiv hergestellte Mineraldünger und Pestizide. Die Preise nähern sich zumindest etwas den „echten“ Preisen an – und damit ist Bio gar nicht mehr so viel teurer.
1. Einsparung an Klimakosten: Eine aktuelle Studie der TU München hat erstmals die Kostenersparnis durch ökologische Landwirtschaft in Zahlen gefasst. Bei den angestrebten 30% Bio-Landwirtschaft sparen wir jährlich 4 Milliarden ein.
2. CO2 und Wasser Speicherung im Boden: Die gesamte landwirtschaftlich genutzte Fläche in Deutschland speichert doppelt so viel CO2 als der gesamte Baumbestand in deutschen Wäldern. Dabei ist der Humusgehalt entscheidend, und der wird in der ökologischen Landwirtschaft gefördert. Im gesunden Boden wird viel mehr Wasser gespeichert als im ausgelaugten Boden. Das hilft bei Starkregenereignissen und in gewissen Rahmen auch bei Trockenheit.
3. Wasserqualität: In der ökologischen Landwirtschaft wird nur soviel Tierhaltung zugelassen wie die Fläche ‚verträgt‘. Unsere Landwirte wissen sehr genau wieviel organische Dünger die Äcker und Wiesen benötigen um die Pflanzen optimale zu ernähren, und gleichzeitig das Grundwasser sauber zu halben. Durch den Verzicht auf mineralische Dünger und Pestizide wird das Wasser ebenfalls ‚geschützt‘.
Der Ertrag auf ökologischen Flächen um 30% geringer.
Die Annahme, dass wir uns also nicht alle mit Bio ernähren können ist dennoch falsch.
In einer Studie für den Großraum München wurde untersucht, ob eine ‚Selbstversorgung‘ theoretisch möglich ist. Und die Antwort war „Ja“. Konventionell auf alle Fälle – und Bio auch.
Mit nur zwei Maßnahmen können wir sogar weit mehr Menschen ernähren als hier leben:
1. Abfall und Verschwendung, von der Ernte über die Verarbeitung bis hin zum privaten Haushalt, verringen – bestenfalls vermeiden.
2. In unserer Ernährung den tierischen Anteil um 50% reduzieren.
Ökologische Landwirtschaft ist der richtige Weg für das Klima – und mit den guten und gesunden Produkten auch für uns alle. Politisch können wir mit passenden Förderprogrammen dafür sorgen, dass Bio Landwirte ein gutes Auskommen haben, und diese Produkte zu guten Preisen auf den Markt kommen können.