26. Februar 2023 Thema: Wohnen und Energie Von Martina Thalmayr
Wir müssen so schnell wie möglich eine klimaneutrale Energieversorgung erreichen. Das ist klar.
Fast 50% des Stromverbrauches in Deutschland wird heute schon aus regenerativen Quellen gewonnen.
Wir wissen, wie es geht, wir wissen wie es gelingen wird – wir müssen es jetzt auch tun!
Wir brauchen sauberen Strom: Privat und auch in der Wirtschaft und Industrie.
In Bayern haben wir den Ausbau in den letzten Jahrzehnten wirklich verschlafen. Aber auch heute hängen manche Parteien noch an Energiequellen wie der Nuklear- Energie, der sie selber das „Aus“ beschieden haben. Durch eine Veranstaltung in meinem Heimatort – „Wege aus der Energiewende-Krise“ – mit einer Fürsprecherin der Kernenergie, stellt sich mir die Frage. Warum?
Die Atomenergie wurde nach dem 2. Weltkrieg als CO2-arme, billige und (!!!) sichere Energiequelle angepriesen und stark subventioniert. Dabei handelt es sich aber um eine schmutzige und vor allem nicht beherrschbare Technik. Radioaktiver Müll entsteht entlang der ganzen „Uran-Kette“ – vom Uranbergbau, Transport, Produktion der Brennelemente bis zur Benutzung in den Kernkraftwerken.
Bis heute gibt es weltweit keinen Ort für eine dauerhaft sichere Endlagerung des radioaktiven Mülls.
Die Anforderungen an so ein Endlager lauten: Sichere Lagerung für über eine Million Jahre – solange, bis sich die radioaktive Strahlung weit genug abgebaut hat.
Wie gefährlich Atomkraftwerke sind, haben wir erlebt: Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011. Die gewaltigen Mengen radioaktiver Substanzen, die hier ausgetreten sind, haben große Gebiete unbewohnbar gemacht. Man hielt die Meiler für sicher…
Im Sommer 2022 haben wir in Frankreich gesehen, dass Trockenheit und Wassermangel gefährlich für die Sicherheit der Atommeiler werden können. Und in Saporischschja haben Stromausfälle und Bombeneinschläge für kritische Momente gesorgt. Eine 100%ige Sicherheit gibt es also nicht.
Naturkatastrophen, Terroranschläge, Krieg und Cyber-Attacken – man muss seine Phantasie gar nicht besonders anstrengen, um sich auszumalen, was passieren kann und bereits passiert ist.
Wozu dieses hohe Risiko eingehen? Der Atomausstieg ist schon lange beschlossene Sache. Die Atommeiler sind auf das Ausstiegsdatum 2022 ‚abgewirtschaftet‘. Gerade mal 6% des Stroms wurde 2022 noch aus Kernenergie gewonnen. Dem gegenüber stehen heute 50% Strom aus erneuerbaren Energien. Und 2035 muss es heißen: 100% Strom aus erneuerbaren Energiequellen.
Es steht in keinem Verhältnis eine „Millionen-Jahre-lange“ Gefahr für gerade mal 6% der erzeugten Energie in Kauf zu nehmen.
Die Befürworter der Atomenergie verweisen mit dem Argument der Versorgungssicherheit immer wieder auf Frankreich, das ja bekanntlich sehr stark auf die Nutzung der Atomenergie setzt. Im Sommer 2022 standen viele der französischen Atommeiler still. Auf Grund der Klimakrise konnten sie nicht genügend Kühlwasser aus den Flüssen entnehmen. Aus diesem Grund musste Deutschland Gaskraftwerke anwerfen, um die französische Stromversorgung zu stabilisieren! Das Problem der Wasserknappheit wird im Rahmen der Klimaveränderung nicht ab- sondern vielmehr zunehmen.
Ein weiteres Argument das gegen Atomkraft spricht ist die lange Zeit die der Bau eines Atomkraftwerk benötigen würde. In der dieser langen Bauphase kann ohne Probleme die gleiche Menge an Wind- und Sonnenenergie installiert werden. Und dieser Strom ist dann deutlich günstiger als Atomstrom.
Klar ist: Es gibt keine Sonnenenergie bei bedecktem Himmel und keine Windenergie bei Flaute. Dass Strom zu jeder Zeit verfügbar ist müssen wir mit Hilfe eines Mix aus verschiedensten Speichermedien sicherstellen. Mechanische, chemische, elektrochemische, elektrische und thermische Energiespeicher stehen uns schon heute zur Verfügung. Für das Gelingen der Energiewende ist eine digitale Vernetzung, zwischen Stromgewinnung und Deckung des Bedarfes, sowie eine intelligente Steuerung ausschlaggebend.
Die Energiewende läuft.
Die Energiewende ist Chance und Notwendigkeit.
Eine Energiewende-Krise gibt es nicht.